

Interview mit dem Kreisschiedsrichter-Obmann Jürgen Lütkehaus / Auszeichnung für 30 Jahre Ehrenamt
Seit über 30 Jahren kümmert sich Jürgen Lütkehaus als Kreisschiedsrichterobmann um (fast) alle Belange unserer Schiris. Jüngst wurde der Wettringer vom FLVW in Kaiserau für sein außerordentliches Engagement ausgezeichnet. Zudem sprang Jürgen nach dem Rücktritt des Kreisvorsitzenden Heinz-Gerhard Hüweler im Januar kommissarisch ein, ehe der Posten beim Kreistag am 31. März neu besetzt werden soll. Drei Jahrzehnte im Amt waren der Anlass, um einmal persönlich mit dem “Ober-Schiri” zu sprechen. Über Wertschätzung, Erfolge und Wünsche.
Hallo Jürgen, erinnerst du dich eigentlich an dein erstes Spiel als Schiedsrichter?
Jürgen: Das war ein Seniorenspiel von Amisia Rheine an der Emsaue. Den Gegner weiß ich nicht mehr. Es gab einen Krankenwageneinsatz wegen eines schweren Beinbruchs und eine halbe Stunde Spielunterbrechung.
Wie hat sich deiner Meinung nach das Image der Schiedsrichter in all den Jahren deiner Laufbahn gewandelt?
Jürgen: Da muss man unterscheiden zwischen DFB, Verband und Kreis. Hier im Kreis hat sich das Image der Schiedsrichter auf jeden Fall deutlich verbessert. Das ist meiner Meinung nach vor allem auf die deutlich verbesserte Öffentlichkeitsarbeit der letzten Jahre zurückzuführen, aber auch darauf, dass ich als Obmann vor ein paar Jahren in die Vereine gegangen bin, um aufzuzeigen, wie schlecht es gerade zahlenmäßig läuft. Damals habe ich gesagt “Es ist nicht mehr fünf vor 12, sondern zehn nach eins.” Vereinzelt konnten nicht einmal mehr Partien in der Kreisliga A mit Schiedsrichtern besetzt werden. Das alles hat zu einem Umdenken geführt.
In dieser Zeit hast du moniert, dass sich der Schiedsrichter-Fehlbestand im Kreis auf 50 Personen beläuft. Wie sieht es momentan aus?
Jürgen: Momentan haben wir 150 Schiedsrichter, nach dem nächsten Anwärterlehrgang kommende Woche hoffentlich noch zehn mehr. Damit wären wir wieder voll im Soll.
Worauf ist diese Verbesserung zurückzuführen?
Jürgen: Mit Sicherheit auch auf die Sache mit dem Image. Als ich damals auf die Vereine zugegangen bin, habe ich auch gesagt: Schaut, dass sich die Schiedsrichter auf euren Sportplätzen wohlfühlen. Als Beispiel: Wenn ein Wettringer Schiedsrichter nach Neuenkirchen fährt, ist er froh, wenn er eine Tasse Kaffee und ein Stückchen Kuchen
bekommt und in eine saubere Kabine geleitet wird. Andersrum, als Neuenkirchener in Wettringen, ist es genauso. Diese Wertschätzung hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen.
Wenn du eine Regel im Fußball ändern könntest, welche wäre das?
Jürgen: Ich würde die Handspielregel vereinfachen.
Welche technischen Fortschritte hatten deiner Meinung nach den größten Einfluss auf das Schiedsrichterwesen im Amateurbereich?
Jürgen: Da fällt mir direkt die Anschaffung von Headsets für Spiele im Gespann ein. In der Kreisliga B wird weiterhin mit den gleichen Mitteln gepfiffen wie vor 30 Jahren.
Auf welchen Erfolg in deiner Amtszeit als KSO bist du besonders stolz?
Jürgen: Dass ich die Entwicklung vieler junger Schiedsrichter miterleben und mitgestalten konnte. Die 15-16-jährigen, die ich als Pate bei ihren ersten Spielen begleitet habe, sind jetzt gestandene Schiris in der Kreisliga oder auch darüber hinaus. Das mitzuerleben hat mich auch in nicht so tollen Zeiten motiviert, weiterzumachen.
Was hat sich in der Zusammenarbeit mit den Vereinen in 30 Jahren verändert?
Jürgen: Am Anfang war das aus meiner Sicht eine Zweiklassengesellschaft – das war ‘Ihr’ und ‘Wir’, ‘Ihr Vereine und wir Schiedsrichter’. ‘Ihr’ seid dazu verpflichtet, ‘uns’ Schiedsrichteranwärter zu melden, die ‘wir’ dann ausbilden. An diesem ganzen Konstrukt hat sich nichts verändert. Verändert hat sich nur der Umgang miteinander. Wir Schiedsrichter haben gesehen, dass das so nicht funktioniert. Früher hat man darauf gelauert, dass jemand einen Fehler macht und man ihm ein Ordnungsgeld ‘reindrücken’ kann. Grund für diese verhärteten Fronten waren mangelnde Kommunikation und fehlende Transparenz. Im Ausschuss haben wir erkannt, dass wir viel mehr und enger mit den Vereinen zusammenarbeiten müssen, damit der Umgang miteinander ein ‘Wir’ ist.
Empfindest du, dass die Querelen im Kreisvorstand zuletzt dein Jubiläum überschatten?
Jürgen: Überhaupt nicht. Wir als Kreisvorstand waren ja geschlossen dabei zu sagen, dass wir ein solches Ende dieser Amtszeit so nicht wollen. Der Brief an die Vereine war dann aus unserer Sicht der letzte mögliche Schritt. Mit der Thematik habe ich aber abgeschlossen.
Was macht ein Jürgen Lütkehaus eigentlich, wenn er sich nicht gerade um 'seine’ Schiris kümmert?
Jürgen: Dann reist er durch die Welt oder er sitzt auf seiner Gold Wing (Motorrad von Jürgen, d. Redaktion) und genießt das Motorradfahren.
Was wünscht du dir aus Obmann-Sicht für die kommenden Jahre?
Jürgen: Eine weiterhin so gute Zusammenarbeit wie die letzten Jahre, sowohl mit den Vereinen als auch im Kreisschiedsrichterausschuss und mit den Schiris im Kreis. Das würde mich freuen.
Text und Interview-Partner: Louis Wegmann